Anfangsunterricht für Erwachsene
Der Traum vom Klavierspielen!
Immer mehr Erwachsene erfüllen sich diesen Traum und möchten lernen, mit dem Klavier zu musizieren. Das liegt vielleicht auch daran, dass der alte Spruch „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ dank moderner Forschungsergebnisse nicht mehr gilt. Heute sollte er heißen „Was Hänschen lernt, lernt Hans anders“!
Lernen und musizieren bis ins hohe Alter
Ein moderner Anfangsunterricht für Erwachsene knüpft daran an! Die Hirnforschung belegt, dass das menschliche Gehirn bis zum Lebensende lernen kann und Musizieren gegen geistigen Abbau schützt. Viele Teile des Gehirns sind dabei beteiligt, neue neuronale Netze werden geknüpft, Gehörsinn, Motorik, Körperwahrnehmung, Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnis werden geschult. Musik weckt Emotionen und es ist ein Geschenk, sich selbst in Musik ausdrücken zu können!
So lernen Erwachsene
Die Grundlagen für eine solide Basis sind in jedem Anfangsunterricht die gleichen. Lernen Kinder jedoch eher im Spiel und zeichnen sich durch Spontanität und Kreativität aus, haben Erwachsene meistens eine rationalere Herangehensweise. Sie bringen eine große Lebenserfahrung und biographisch gewachsene Wünsche mit, die berücksichtigt werden. Ihr Vorteil sind u.a. die höheren intellektuellen Fähigkeiten, ihr größeres Talent zu Organisation und Planung, ihre Zielstrebigkeit, ihr sprachliches Ausdrucksvermögen. Sie wollen verstehen, was sie da tun.
In der Regel verwende ich im Anfangsunterricht für Erwachsene keine Klavierschule. So kann ich den Unterricht viel flexibler gestalten und besser auf individuelle Bedürfnisse eingehen. Oft sind die ausgewählten Stücke auch interessanter. Zudem lernt der Erwachsene, sich mithilfe effektiver Methoden im Notenlesen schnell zurecht zu finden und gute Fortschritte zu machen.
Potentiale nutzen
Manchmal lässt die motorische Disposition, Beweglichkeit und Koordinationsfähigkeit mit zunehmenden Alter nach und Erwachsene machen sich Sorgen, ob sie überhaupt noch in der Lage sind, Klavier spielen zu lernen. Sie können! Der Unterricht legt dann u.a. einen Schwerpunkt auf die Sensibilisierung der Körperwahrnehmung für Durchlässigkeit und Gelöstheit, Spannung und Entspannung. Das Einzige, was ein erwachsener Anfänger mitbringen muss, ist Geduld!
Denn Erwachsene stehen in der Regel mit beiden Beinen fest im Leben und sind nicht mehr daran gewöhnt, Anfänger zu sein. Das führt bisweilen dazu, dass sie ungeduldig mit sich selbst sind, schnelle Fortschritte machen wollen und sich selbst unter Leistungsdruck setzen. Sie wollen keine Fehler machen und unterschätzen, dass es regelmäßiger Übung bedarf, um gut Klavier spielen zu können. Das führt zu Verkrampfungen und ist für die Freude am Musizieren kontraproduktiv.
Wenn es aber ein erwachsener Anfänger schafft, sich an den schönen Klängen zu erfreuen, die er mit seinen Händen schafft, auch wenn sie noch nicht klingen wie bei Vladimir Horowitz, wenn er sich Neugier und Offenheit bewahrt, wenn er freundlich, geduldig und humorvoll mit sich umgeht, im Hier und Jetzt lebt, wenn er genießt, fühlt und lauscht, wenn er regelmäßig Klavier spielt, so steht ihm die musikalische Welt offen in alle Richtungen!
Sehr geehrte Frau Danne-Feldmann,
ich bin eine erwachsene bereits fortgeschrittene Spielerin, aber erst wieder nach langer Zeit mit Klavierstunden. Momentan spiele ich vom Field eine Nocturne, die sehr schwer ist. Meine KL sagt, dass es ein halbes Jahr dauern wird, bis ich sie spielen kann. Jetzt übt sie mit mir die Dynamik von dem Stück. Ich bin aber schon jetzt nach ca. zwei Monaten frustriert. Was meinen Sie dazu? Soll ich das Stück abbrechen und ein leichteres Stück spielen?
Danke für die Antwort.
lg
Liebe sonnenblume,
die Antwort ist aus meiner Sicht ganz klar: vertrauen Sie Ihrem Gefühl und brechen Sie das Stück ab! Sagen Sie Ihrer Lehrerin, wie frustriert Sie sind und wie schwer Sie dieses Stück finden. Fragen Sie sie, was Sie Ihnen im nächsten halben Jahr, evtl. auch langfristig, gern beibringen möchte, was also die Ziele Ihrer Lehrerin sind.
Überlegen Sie, was Sie selbst für kurz- und langfristige Ziele haben. Ihr Wunsch scheint zum Beispiel zu sein, dass Sie Erfolge sehen und hören möchten. Dass die Stücke also nicht zu schwer sein sollten, dass Sie nicht zu lange an einem Stück sitzen möchten. Das sind sehr verständliche Wünsche!
Es führen viele Wege nach Rom und die Aufgabe Ihrer Lehrerin ist es, mit Ihnen gemeinsam den für Sie passenden, individuellen Weg zu finden.
Dabei wünsche ich Ihnen viel Erfolg und Freude!
Ulrike Danne-Feldmann