KonzertformateKonzertfomate klassischer Konzerte, Klavierabende oder Kammermusik bestehen in der Regel darin, dass Musiker spielen und das Konzertpublikum lauscht.

Das war nicht immer so!

Bis 1850

Dieses Konzertritual hat sich erst mit dem Bau der großen Konzertsäle Mitte des 19. Jahrhunderts etabliert. Vorher fanden Konzerte in Salons, Gasthöfen oder Privaträumen statt. Diese Konzerte waren länger, farbenfroher und diskursiver als heute. Sie konnten bis zu acht Stunden dauern und es gab nicht selten Speis und Trank. Das Publikum konnte währenddessen rein- und rausgehen. Gefiel ein Satz oder nur eine Passage, brüllte das Volk begeistert so lange, bis eine Wiederholung erfolgte. Das Programm war äußerst vielseitig: aus mehrsätzigen Werken wie Sinfonien wurden nur einzelne Sätze gespielt, Seichtes und Anspruchsvolles nebeneinander gesetzt, viele neue Kompositionen dargeboten. Es gab einen großen Kult um virtuose Solisten, die sich viele Freiheiten herausnahmen, Werktreue war unwichtig.

Ab 1850

Ab 1850 allerdings änderte sich die Musikkultur und Konzertprogramme bestanden vorwiegend in der Präsentation älterer Musik. Das 19. Jahrhundert wendete sich der Musik vergangener Epochen zu.

Diese Entwicklung hat den Nachteil, dass der lebendige Dialog mit zeitgenössischer Musik und improvisatorischen Formen heute sehr gelitten hat. Andererseits ist unser traditionelles Konzert einer der wenigen Orte, in dem totale Verfügbarkeit, Handy und zerstreuende Medien noch nicht Einzug genommen haben. Eineinhalb Stunden still und konzentriert klassischer Musik zu lauschen, ist heute etwas Besonderes und eine fast kontemplative Tätigkeit mit einem hohen Anteil an innerer Bewegtheit, Diszplin und Selbstreflexion.

Moderne Konzertformate

Zunehmend gewinnen jedoch auch andere Konzertformate an Bedeutung, die das heutige Konzertleben bunter und vielfältiger machen. Verschiedene neue Konzepte, die interaktiv das Publikum als gestaltenden Teil des Konzerts mit einbeziehen und neue Medien integrieren, gewinnen immer mehr junge Zuhörer für die klassische Musik (Sitzkissenkonzerte, Kinderkonzerte, Konzertreihen für Jugendliche … ). Im neu geschaffenen Studiengang Musikvermittlung finden Studenten neue Ansätze.  Kreative Ideen stellen die Verbindung der Künste in den Mittelpunkt und verknüpfen den Alltag der Menschen mit klassischer Musik. Umgesetzt wird dies zum Beispiel in Lunchkonzerten, Crossover, durch Veränderungen der Anordnung von Bühne und Auditorium, ungewöhnlichen Aufführungsorten u.a..

Gesprächskonzert

Ein besonders beliebtes Format ist das Gesprächskonzert, in dem der Künstler selbst oder externe Moderatoren die aufgeführten Werke aus anderen Perspektiven beleuchten. Die Kommunikationsformen im Konzert sind dabei sehr vielfältig und variabel. Sie können mit Lyrik, Schauspiel, Film u.a. ergänzt werden und bilden einen  Konzertrahmen, der nicht besser oder schlechter ist als der traditioneller Konzerte, sondern anders. Die Brücke zwischen Musik(ern) und Zuhörern ist dann nicht nur eine musikalische, der Kontakt oft persönlicher und intimer.

Der Mix aus neuen Formaten und altem Kulturgut ist eine Bereicherung unseres Konzertlebens und wird auch in den kommenden Jahren das Konzertwesen prägen!

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